Design Thinking ist mehr als eine Methode

Wohin man schaut, überall ist die Rede davon, dass die Komplexität zunimmt. Für Unternehmen besteht die Herausforderung darin, dass sie mit den etablierten Routinen, Strukturen und Einstellungen derartige - eben komplexe - Situationen, immer schlechter bewältigen können. Das, was bislang funktioniert hat, reicht oft nicht mehr aus, um erfolgreich zu agieren. Ja, es ist mitunter sogar gefährlich, neue Probleme mit der hergebrachten Denkweise anzugehen.

Wie könnte ein alternativer Zugang aussehen?

Gleich vorweg, ich halte wenig von trivialisierenden und heilsversprechenden "Methoden", die mehr "Mode" als sonst etwas darstellen. Und so habe ich auch bei design thinking genauer hingeschaut. Oft habe ich mir die Frage gestellt, ob das nun eine Methode oder eine Mode ist. Doch dann tauchte eine dritte Perspektive auf, nämlich design thinking als Haltung. Und das gibt tatsächlich einen anderen Blick.

Bei design thinking handelt es sich im Kern um ein Set von Prinzipien: Mitgefühl mit den Anwendern, die Entwicklung von Prototypen, und, ganz zentral, ein hohes Maß an Toleranz für Fehler sind ein idealer Weg, um bestimmte Interaktionen zu erzeugen und eine reaktionsfähige, flexible Organisationskultur zu entwickeln.

Während design thinking ursprünglich den Zugang von Designern beschrieb, wird seit einigen Jahren damit nicht nur die ästhetische Gestaltung von Produkten verstanden. Vielmehr geht es darum, die Prinzipien des Design auf die Art, wie Organisationen arbeiten, anzuwenden.

Design thinkers look for work-arounds and improvise solutions
and find ways to incorporate those into the offerings they create. 
They consider what we call the edges,
the places where “extreme” people live differently,
think differently, and consume differently.

Tim Brown & Jocelyn Wyatt

design thinking, design mit einem kleinen d.

Es geht mehr darum zu Denken wie Designer, als (Produkt-)Design zu machen:In einer Organisation, die das Kundenerlebnis in den Fokus der Aktivitäten stellt, sind die Kontaktpunkte mit dem Kunden um dessen Bedürfnisse gestaltet, und nicht um die Optimierung der internen Abläufe. Dies führt automatisch zu einer ganz anderen Organisationskultur: Neben die manchmal recht starre Sichtweise, dass alles über Tabellenkalkulation und SOPs geregelt werden kann, tritt eine wesentlich fluidere Dimension, mit der die Komplexität auf eine nicht lineare Art und Weise bearbeitet werden kann.

Mit nicht-linearer Denkweise können nicht-lineare Probleme besser bearbeitet werden.

Damit dies funktioniert, ist design thinking immer ein Wechselspiel von öffnendem Erkunden sowie zusammenlaufendem Verdichten und Auswählen. Dies lässt sich auch als ein Erkunden des Problemraums und ein Erkunden des Lösungsraums darstellen:

Den Problemraum erkunden

  • Intuitives Verständnis aufbauen, v.a. durch Beobachtung exemplarischer Anwender, Anwendungen
  • Dieses Verständnis zu Points of View (POV) verdichten, in POVs darstellen

Lösungsraum erkunden

  • Vielzahl von alternativen Ideen suchen; die nebeneinander stehen lassen
  • Ausarbeiten mit Skizzen und Prototypen
  • Damit werden Ideen fortlaufend in angreifbare Darstellungen (Repräsentanten) gebracht