Unbewusste Annahmen definieren wie die Organisation gestaltet wird

Organisationen sind Konstruktionen die auf Annahmen basieren. Auf Annahmen, die in einer bestimmten Zeit womöglich richtig waren und zum Erfolg geführt haben. Oder zumindest zu keinem gravierenden Schaden.

Diese Annahmen wurden zu einer gefühlten Wirklichkeit, und sind damit oft nicht mehr diskutierbar. Man spricht auch von Paradigmen, und vergisst dabei gerne, dass es doch auch ganz anders ginge .... Machen wir dazu einen kleinen Exkurs zu einem alltäglichen Thema, der Regelung des Verkehrsflusses, bevor wir wieder zurück zur Frage der Organisationsgestaltung kommen.

Sowohl eine ampelgeregelte Kreuzung wie auch ein Kreisverkehr haben grundsätzlich das gleiche Ziel, nämlich einen möglichst unfallfreien Verkehrsfluss zu ermöglichen. Allerdings sind die gewählten Lösungsansätze sehr unterschiedlich. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass sich diese beiden Zugänge ganz wesentlich in den jeweils zugrundeliegenden Annahmen bzw. Glaubenssätzen unterscheiden.

Bei der mit einer Ampel geregelten Kreuzung könnte man diese Annahmen etwa so beschreiben:

  • Das Vertrauen in die Fähigkeit der Menschen, den Verkehrsfluss an der Kreuzung selbst managen ist sehr gering oder nicht gegeben. Man muss ihnen daher sagen, was sie zu tun haben.
  • Komplexe Probleme müssen mit ausgefeilten Regeln und Technologien geregelt werden. Bei der Ampel etwa mit Kabeln, Lichtern, Schaltern, Steuerungsanlagen, sowie einer Programmierung, die den Verkehrsfluss optímieren soll.
  • Um mit Unvorhergesehenem gut umgehen zu können, bedarf der Entwicklung verschiedenster Szenarien, und es benötigt ausgefeilte Pläne, die definieren, was wann wo und wie zu tun ist.

Beim Kreisverkehr liegen hingegen andere Annahmen zugrunde:

  • Das Vertrauen in die Menschen ist deutlich höher. Man geht davon aus, dass sie die Situation richtig beurteilen und selbst die richtigen Entscheidungen treffen können.
  • Komplexe Probleme können daher mit einfachen Regeln, sowie mit einigen Vereinbarungen, die Raum für eigene Entscheidungsfindung bieten, bearbeitet werden.
  • Für den Fall unvorhergesehener Situationen wird auf die Fähigkeit der Menschen zu sozialer Koordination gebaut, womit die Situationen ohne große Planung gelöst werden können.

Es geht hier nicht darum zu argumentieren, was die bessere Lösung ist. Vielmehr soll deutlich gemacht werden, dass sehr unterschiedliche Annahmen, hier über den Menschen und seine Fähigkeit Probleme zu lösen, gibt. Diese Annahmen, auch Paradigmen oder Weltbilder genannt, beeinflussen in Folge wie ein Lösungsansatz gestaltet wird. Hier eben Ampelregelung oder Kreisverkehr. In den Organisationen sehr hierarchische Organisationsformen  oder eben sehr stark auf Selbstorganisation bauende Betriebssysteme.

Die Annahmen und Glaubenssätze haben erheblichen Einfluss darauf, welche organisationalen Betriebssysteme gebaut und etabliert werden. Nur ist uns das oft nicht bewusst.

Damit sind wir bei spannenden Fragen, wie etwa:

  • Welche Annahmen und Glaubensätze sind in Ihrem Unternehmen dominant und verhindern möglicherweise eine Anpassung des organisationalen Betriebssystems an ein sich veränderndes Umfeld?
  • Wie schaffen wir es, derart dominante Glaubenssätze zu überwinden?
  • Und wie könnte ein anderes Betriebssystem für die eigene Organisation aussehen?
  • Wir werden damit neue Formen des Arbeitens ermöglicht?
  • usw.

Diese und weitere Fragen kann man mitunter selbst gar nicht so einfach beantworten. Denn oft sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Mit Hilfe einer Außenperspektive und einem gut gestalteten Prozess kann es allerdings eine spannende Entdeckungsreise werden, die sinnvolle Entwicklung ermöglicht!