
Teil 4
Das Taktieren um den besten Platz in der Gondel
Die Gondel der Sektion 2 fährt ein, ein neuerliches Gedränge und Geschiebe. Glücklich, wer ganz zu Beginn in die Gondel stürmen und sich vor der zweiten Türe positionieren kann. Jene Sportler, die eine schlechte Position in der Mitte der Menge hatten, versuchen nahe bei der Türe stehen zu bleiben. Damit blockieren sie den Eingang, was die Beladung verzögert und den Gondelwart zu einem freundlich-bestimmten „Bitte Weitergehen, Aufrücken!“ nötigt. Und dies mehr als einmal. Aber irgendwann werden auch die stursten Platzblockierer weitergeschoben und die Türe kann geschlossen werden.
Neuerliche Ruhe, die Gondel nähert sich schwebend der Marke von 3.000 m Meereshöhe. Sobald die Gondel langsam in die Station einfährt steigt der Adrenalinspiegel wieder an. Der finale Sprint steht bevor. Von Müdigkeit (es ist noch sehr früh!) keine Spur. Die Türen gehen auf und es wird gedrängt, geschoben, überholt und man hofft nur, dass man nicht stolpert und überrannt wird. Vorsicht ist auch vor geschulterten Schiern der Gegner geboten, da die Schi durch den Sprint in Pendelbewegung sind und unschöne Kopfverletzungen bewirken können.
Zu den Siegern zählt man eindeutig dann, wenn man auch die dritte Gondel ohne Wartezeit am Drehkreuz erreicht hat. Man könnte wohl sagen, dass ein direkt erreichter Platz in der Gondel zum Matterhorn glacier paradise (Kleinmatterhorn) wohl so etwas wie ein Vorgeschmack auf einen Weltcup-Sieg ist.
Das Befüllen der Gondel der dritten Sektion ist schon deutlich entspannter, denn hier sind die Sieger unter sich. Die Spannung ist deutlich spürbar gewichen. Ganz oben angekommen steigt man mit diesen Sportlern, die offenbar mit Adrenalin vollgepumpt sind aus, und wundert sich, wie normal sie dann durch den letzten Stollen, der sie auf die andere Seite der Bergspitze, und damit zum ewigen Eis bringt, gehen können. Manch einer spaziert geradezu. Sie haben die Verfolger abgehängt und haben genügend Vorsprung um in Ruhe die Schuhe anzuziehen und dann ihre ersten Schwünge auf dem ewigen Eis zu ziehen. Der Trainingstag hat mit einem Sieg begonnen!