

Reflexionen eines Außenstehenden
Wer ganz hoch hinauf will, der muss früh aufstehen. So lautet zumindest eine alte Weisheit von Bergsteigern. Und in einem Bergsteigerdorf ist sie mir diesen Sommer diese Weisheit so leibhaftig begegnet, dass sie mich in ihrem Sog mit in die Gondeln gerissen hat. Geblieben sind viele spannende Eindrücke aus der Welt des Schisports – und ein paar offene Fragen.
Zermatt ist eine Hochburg des Schisports. Insbesondere im Sommer ist es ein Mekka der Schiteams verschiedenster Nationen. Von den arrivierten Weltklasseathleten bis zu den ambitionierten Sportlern in den Jugendkadern sind alle vertreten. Und alle möchten auf den hochgelegenen Gletscher, um gute Trainingstage auf Schnee zu bekommen. Einziges Problem dabei ist, dass man am Weg zum Gipfel hintereinander drei verschiedene Gondelbahnen benutzen muss. Und das bringt so einiges an Dynamik mit sich.
Für den unbedarften Leser sei erwähnt, dass das Seilbahnsystem in Zermatt, um vom Tal auf das Kleinmatterhorn (3.889 m) zu kommen, gewisse Tücken aufweist. Die erste Sektion überwindet man mit einer 8er-Umlaufgondel, steigt dann in eine Kabinenbahn um, der wiederum eine weitere Kabinenbahn folgt. Allerdings verfügt die zweite Kabinenbahn über kleinere Kabinen als die erste. Ein Flaschenhals also. Damit noch nicht genug. Sowohl beim ersten wie auch beim zweiten Umstieg ist einiges an Wegstrecke durch winkelige Gänge zu überwinden. Dies eröffnet für den ungünstig gestarteten Sportler ungeahnte Möglichkeiten, um seine Chancen bis zur nächsten Gondel durch viel Einsatz doch deutlich zu erhöhen.
Im Gegensatz zu den Sprintern im Stadion sind die Schifahrer in Zermatt mit einem riesigen Rucksack (Schischuhe, Helm, Schützer, Gewand, Verpflegung, u.v.m.) sowie zwei Paar Rennschi (schwer!) und Schistöcken beladen. Jedoch kann hinsichtlich der Motivation, jeden einzelnen Sprint zu gewinnen, kein Unterschied zu den Leichtathleten festgestellt werden.